Sonntag, Juni 10, 2007

Standardisierte Rückblende

Einige Gedanken der letzten Woche, viele vom gestrigen nachmittagssonnig-induziertem Zeitungsstudium:

  • DER STANDARD Leitartikel über die jüdische Diaspora mit einem Interview mit dem Historiker Tony Judt (unkommentierte, weil nicht 100%-ige politisch korrekte Erwähnung; Anm. d. Red.)
  • Heute in der Nacht wird die allerletzte und alles konkludierende Episode der vom New Yorker als "die größte Leistung in der Geschichte des Fernsehens" bezeichneten Serie The Sopranos ausgestrahlt (9 pm ET, HBO). Worauf soll sich der Baron ab morgen noch wöchentlich freuen? Anytime I think I'm out, they just pull me back in. PS: Falls es irgendjemanden interessiert, der Baron verdächtigt Paulie Walnuts mit Phil Leatardo involviert zu sein. Die Spannung nimmt unertragbare Ausmaße an.
  • Am Freitag im Parkhouse im Zuge des Four Elements Festivals wurde das Selbst Zeuge eines ausgezeichneten englischen MCs, der ungeprobt mit der bis dato unbekannten Beatbox Turkish freestylte. Fett! that's too easy, it can't be fast enough to please me!
  • Der Schriftsteller Thomas Brussig gab im Selbstinterview endlich zu, beim Schreiben gedopt gewesen zu sein. Dieses Bekenntnis, als Antwort auf die Gewissenserleichterung im Radsport, rief eine unerwartete Erleichterung unter Autoren weltweit hervor, da das Schweigen jetzt endlich gebrochen wurde. So möchte sich nun auch der Baron die jugendlichen Torheiten von der Seele reden. Auch der Baron hat gedopt, hauptsächlich mit Koffein, Diätpillen und anabolen Steroiden. Der Druck wortschatzreiche, empfindsame und pointierte Texte zu schreiben, wird eben auch schon im ungelesen Gymnasiastenliteratenstall der Internetprosa fast unträglich. Erkennbar an der eindeutigen Verschlechterung der dichterischen Leistung liegen diese Zeiten jedoch weit in der Vergangenheit.
  • Außerdem zeitungsintern zu finden, ein Reisebericht über die weiße Stadt, Belgrad. Die Erwähnung des "Andergraund", dem laut Standard angesagtesten Club Beograds, erinnerte mich an meinen Schlaflos in Beograd Trips (vgl Dezember 2006) bzw. an eine Begebenheit in eben jenem besagten Club: So wurde der Baron von einem breitschultrigen, ungefähr einen halben Kopf größeren, wenn vermutlich auch nicht sehr intelligentem Serben auf serbo-kroatisch angesprochen:
    Serbe: alkas dnga wnekasdugf nafiwzelka slakj.
    Baron: I'm sorry I don't understand you.
    Betretenes Schweigen, nach ungefähr 20 Sekunden
    Serbe: Ah, you are not from here.
    Baron: Well, obviously not.
    Serbe (leicht aggressiv): What do you mean, obviously not?
    Baron (leicht eingeschüchtert): I mean, that I don't speak serbo-croatian.
    Serbe (etwas aggressiver): This is not Croatia, I don't speak croatian.
    Baron (etwas eingeschüchterter): Well, but your language is called serbo-croatian, right?
    Serbe (ruhiger): Yeah, ok. So where are from?
    Baron (ruhiger): Austria.
    Serbe: I went to Vienna once, but I didn't like the people there.
    Baron: Well, that's ok, I am from the country and I don't really like the people there either.
    Serbe (very aggressive): What do you mean, you don't like the people that go there?
    Baron flüchtet ob der sportlichen Wertlosigkeit, bei zweifelhaftem Englisch und sinnesbetäubender Lautstärke eine Konversation weiterzuführen, und aus Angst.
  • Als unverbindlichen Filmtipp möchte sich der Baron zugunsten des Streifens "Shortbus" äußern. Es handelt sich hierbei um Porträts einer bindungsunfähigen Domina, einer Sextherapeutin, die noch nie einen Orgasmus hatte, und eines schwulen Paares, das zur Hälfte depressiv ist, die sich alle im schrillen New Yorker Nachtclub wiederfinden. Natürlich nur, wenn man was damit anfangen kann, dass beim geschlechterfaschistischen Dreier die amerikanische Hymne gesungen wird, vorzugsweise in den Anus des Nächsten. Aber das nur nebenbei.
  • Die Präsentation der Fotoakademie am Mittwoch im Stadtpark sollte erwähnt werden. Wenn auch nur, um einen Blog-internen Verweis aufzustellen. (s. oben)