Dienstag, August 01, 2006

Ein Provinzstaedtchen

Also nun wieder zurueck in Boston nach einem Ausflug nach Cape Cod... Strandurlaub vom Urlaub sozusagen. Wie gesagt waren wir uns bis zuletzt nicht im Klaren, wohin wir nun endgueltig fluechten sollten, nachdem unsere Herberge nach zwei Tagen vollkommen ausgebucht war. Durch ein Gepraech mit der 'Rezeptionistin' in unserer Herberge kamen wir zur Erkenntnis, dass die schoensten Straende auf dem Cape so weit draussen wie moeglich liegen (hier nun die Bitte an den ungebildeten, aber interessierten Blogleser sich selbst ueber die geographischen Begebenheiten dieser Lokalitaeten zu machen...). Ausserdem nmeinte sie ganz nebenbei, dass in Provincetown eine ganz eigene 'community' zugegen sei, die einen Ausflug dorthin auf jeden Fall wert ist. Also mit der Faehre ab nach North Truro, direkt neben dem vermutlich erholsamen Provinzstaedtchen. Beim ersten Ausflug nach Prvincedowntown nahm die scheinbar beilaeufige Randbemerkung der Hostelesse immer konkretere Formen an, auch wenn die drei naiven Lavanttaler Gefaehrten eine beschaemend lange Zeit gebraucht hatten, um die subtilen Zeichen zu deuten. Denn weder die drei rein maennlichen Paerchen unter den rund 60 Leuten auf der Faehre (eine ungewoehnlich hohe Zahl?), noch die Ramschlaeden mit lauter Kitsch, nur unterbrochen durch so graphisch bezeichnende Laeden wie Toyz of Eros oder The Leather Factory mit rein maennlichen Schaufensterpuppen, die hohe Dichte an freizuegigen Lederjackets, noch die massive Anzahl von middle-aged Hundebesitzern rief irgendeine Regung der Verwunderung bei uns hervor. Erst als uns doch noch einige doppelt beglatzte, zweifach schnurrbaertige, bibegliederte Lebensgemeinschaften direkt aus der Blue Oyster Bar ueber den Weg liefen, kam die Erkenntnis zu uns wie die ... Jungfrau zum Kind und der Begriff 'community' begann endlich einen Sinn zu ergeben.

Wir verbrachten also unsere Zeit am Strand, der mir einen derartigen Sonnenbrand bescherte, dass meine Haut und der zum Abendessen gegoennte Hummer einen nahtlosen Uebergang bildeten, um am Abend beim Dragqueen-Karaoke noch anstaendig mitzufiebern. Das vermeintliche Ende des Abends bedingte dann die aeusserst humoristische Aussage eines Reisegefaehrten: 'Gemma irgendwohin, wo sie net so a ... Musi spielen, I haett lieber irgendwas.... peppiges!' Gut gebruellt Loewe. Vor unserem Hotel trafen wir dann noch eine Gruppe von illegalen polnischen und slowakischen Saisonarbeitern an, die mit ihrem selbstgebrannten Vodka aufwarteten. Aeusserst bizarr.

Wie dem auch sei, gestern gings wieder zurueck nach Boston, wo wir uns am Abend noch die zugegeben sehr interessante Ausstellung des huttragenden (Psychopathen) Guenther von Hagens 'Body Worlds 2' anschauten. Hier nun der Anlass fuer eine Darstellung eines kleines inneren Hoehepunkts sinnwidriger Verknuepfungen: Trause wollt die durch die offenen Koerper leicht gewonnene Erkenntnis der Lokalitaet der Nieren fuer einen zukuenftigen schmerzhaften Haken nutzen, am besten durch ein kleines rotes Kreuz an der Rueckseite meines weissen T-shirts, so wie einst Siegfried gezeichnet wurde, um von Hagen aeusserst schmerzhaft aus dem Leben gerissen zu werden. Hagen der ja eine nicht unbedeutende Rolle in Richard Wagners 'Goetterdaemmerung' spielt, auf dessen Szene mit dem bekannten Ausruf: "Zurueck zum Ring!" im Stueck 'Dichterdaemmerung' von Friedrich Duerrenmatt Bezug genommen wird, welches ich auf dem Herflug gelesen habe. Nach der Austellung nahmen wir noch ein Abendmahl bei Wendys zu uns, wo wir am Nebentisch drei Schweizer trafen, die sich ausgelassen ueber Planckverschiebungen und optische Leiter unterhielten und dergleichen unterhielten. Hier handelte es sich zweifellos um die drei Physiker ueber die nun wieder der Schweizer Duerrenmatt in seinem Stueck 'Die Physiker' schrieb, das ich in englischer Sprache im aeltesten bookstore Harvards gesehen habe, was Duerrenmatt eindeutig zum Autor dieser Reise macht... Zu verwirrend?

Wie dem auch sei, habe leider keine Zeit mehr die ausstaendigen Lieder des Tages zu posten, die kommen ein anderes Mal. Heut gehts noch zum Boston Red Sox Spiel und morgen dann nach NYC mit dem China Town Bus.